Montag, 2. April 2012


DIARY OF DREAMS: Nekrolog 43

CD-Review vom 28.11.2007   drucken senden

cdreview - DIARY OF DREAMS: Nekrolog 43Er hat es nach kurzer Pause wieder getan: Adrian Hates, seines Zeichen Mastermind von DIARY OF DREAMS, spielt auf "Nekrolog 43" ein weiteres Mal die komplette Gothic/Wave/Elektro-Konkurrenz an die Studiowand. Die Zutaten sind altbewährt: intelligente Arrangements, vielschichtige Elektro-Sounds und epische Melodiebögen, die Einlass gewähren in eine kalte, traurige und desillusionierte Klangwelt. Schon das wie gewohnt von zwei schwarzen Balken stilvoll umrahmte Horror-Cover und die heftigen Bilder im Inlay weisen darauf hin, dass hier kein glattpolierter Synthiepop wartet, sondern finstere Musik, die mit einem sehnigen Zombiearm nach unvorsichtigen Friedhofsspaziergängern schnappt. Allerdings gilt das Hauptaugenmerk nach wie vor den melancholischeren Stimmungsfacetten. Zwischen hilflosem Sarkasmus, bissiger Bitterkeit und trister Verzweiflung offenbart sich auf "Nekrolog 43" eine riesige Bandbreite an Schattierungen, die Adrian Hates auch lyrisch auslotet – zumeist auf Englisch, lediglich der Titeltrack ist in Deutsch gehalten. Dass auch das neben einigen ebenfalls fast albumlangen Mini-CDs neunte komplette Studioalbum das Rad nicht neu erfindet, sondern weiter das seit 13 Jahren abgesteckte Gräberfeld sondiert, durfte man erwarten. Dass die Gothic-Institution dabei immer noch so frisch und abwechslungsreich klingt, wird jedoch immer mehr zu einem Phänomen. Das schleppende "Tears Of Joy" stellt hierfür nur eins von vielen Beispielen dar: monotoner Grundrhythmus, bewusst zurückhaltender Einsatz von Adrians charismatischer Stimme, sich langsam ausbreitende Schatten in den Ecken des musikalischen Raums...spartanischer und zugleich packender kann man elektronischen Gothic nicht inszenieren.

Veröffentlichungstermin: 26.10.2007

Spielzeit: 71:48 Min.

Produziert von DIARY OF DREAMS
Label: Accession Records/Indigo

Homepage: http://www.diaryofdreams.de

Email: contact@diaryofdreams.de

Tracklist:
Nekrolog 43
The Plague
Son Of A Thief
Tears Of Joy
UnWanted?
Matching Lives
Remedy Child
Malice
The Darkest Of All Hours
Congratulations
hypo)crypticK(al
AlLone
The Valley


DIARY OF DREAMS: Ein Schriftsteller liest seine Bücher ja auch nicht

Interview vom 21.05.2003   drucken senden





Während das Gros der restlichen Gothicszene inzwischen alles daran setzt, sämtlichen Vorurteilen gegenüber dieser Richtung gerecht zu werden bzw. diese noch zu überbieten, konzentriert sich Adrian Hates mit seinem Projekt DIARY OF DREAMS bereits seit zehn Jahren darauf, tiefgründige, den höchsten Ansprüchen genügende Musik mit hochklassigen Texten zu bestücken und zusammen mit der liebevollen optischen Gestaltung seiner CDs wahre Meisterwerke der dunklen Musizierkunst zu erschaffen. Im Zuge der Tour zu "Freak Perfume" und der EP"Panik Manifesto" traf ich auf einen äußerst auskunftsfreudigen und zuvorkommenden Adrian Hates, einer der wohl beeindruckendsten Charaktere der Musikszene. 

Zunächst einmal würde mich interessieren, ob Du meiner Einschätzung zustimmen würdest, dass Deine neueren Songs größtenteils aggressiver, elektronischer und tanzbarer sind vom Gesamteindruck her. 

Empfinde ich eigentlich nicht so. Wenn ich zurückdenke an "One of 18 Angels" und mir Songs wie "Chemicals", "Butterfly: Dance" oder "Mankind" in den Kopf zurückrufe, kann ich eigentlich nicht sagen, dass die nicht elektronisch gewesen seien. Der Gitarrenanteil ist auf den letzten drei Platten grundsätzlich relativ gering, und wenn Gitarren vorkommen, dann eher experimentell bis synthetisch. Aggressiver auch nicht. Die Wut und die Aggression in der Musik hat sich nur auf einer ganz anderen Ebene dargestellt, auf einer anderen emotionalen Basis. 

Nun ja, ich bezog mich dabei eher auf die Rhythmik mit den tanzbaren Beats... 

Ich weiß schon, worauf Du da hinauswillst, aber es ist wirklich eine Frage der Verpackung. Elektronisch waren DIARY OF DREAMS von Tag Eins an zu hundert Prozent. Nimm mal die "Cholymelan" von 1994, da waren drei Stücke auf der ganzen Platte mit Gitarre, der Rest war pure Synthetik. Und seit der vierten Platte fangen die Leute mir an zu erzählen, dass ich nun elektronische Musik mache. Nur weil ich anfange, bei der vierten Platte Filtermodulationen und pur synthetisch klingende Sounds zu nehmen, heißt das nicht, nur weil es vorher Samples von Chorälen, Strings, Pizzicatos und sowas waren, dass die Musik dadurch weniger elektronisch gewesen ist. Es war einfach eine andere Form von Elektronik. Die Rhythmik hat sich sicherlich ein bißchen umstrukturiert, aber ich finde es einfach einen Bestandteil eines normalen kreativen Prozesses, sich in seiner Arbeitsweise zu verändern, sich selbst auch wiederzuentdecken. Das kann man ja gerade bei Rhythmik und Soundgestaltung wunderbar machen, wenn man mit dem Songwriting soweit zufrieden ist, was ich bin. 

Negativ war das auch nicht gemeint... 

Ja, es ist halt nur eine gängige Frage seit vielen, vielen Jahren. Deswegen finde ich das immer ganz interessant, das erstmal im Ansatz zu analysieren, bevor man es beantwortet, um einfach zu verstehen zu geben, dass die maßgebliche Entwicklung in der Art der elektronischen Musik stattgefunden hat, nicht aber in der Tatsache, dass es schon immer elektronische Musik war. Klar, so Sachen wie "The Curse", "She", "O Brother Sleep" unterscheiden sich von älterem Material, aber "Traum:A" könnte auch genauso gut auf "Psychoma?" stehen. 

Kürzer sind die neueren Songs jedenfalls. Wie kam es zu dieser Entwicklung? 

Naja, die erste Platte hatte im Durchschnitt auch recht kurze Songs...Wirklich lang waren die Songs fast durchweg auf der zweiten. "Psychoma?" hatte dann schon wieder beinahe normale Songstrukturen. Ich habe das Gefühl, es hängt immer davon ab, was ich mit dem Song sagen und erreichen will. Auf der neuen Platte ist "Monsters and Demons" schon wieder ziemlich lang und vom Konzept her so, dass es eigentlich auch auf der ersten Platte hätte stehen können. Ich finde es immer ganz interessant, mich an alten Ideen neu zu beleben. 

Kannst Du Deine eigene Musik selbst auch genießen? 

Nicht wirklich, nein. Ich kann sie auf der Bühne genießen, aber das ist was anderes. Da ist der Genuss, die Reaktionen zu beobachten. Im Regelfall ist es so, dass ein Album auch wirklich abgeschlossen ist, wenn es abgeschlossen ist. Selber hören tu ich meine Musik höchstens bei Freunden oder Bekannten, wenn z.B. beim Autofahren was von mir läuft, aber sonst nicht. Ich hab´ das auch früher nie verstanden; als ich im Anfangsprozess meiner Arbeit war, habe ich mal als Interviewer genau die Frage gestellt, da mein Gegenüber einige Sachen aus seinen eigenen Songs nicht mehr kannte, und das habe ich damals nicht verstanden. Aber ich glaube, ein Schriftsteller liest seine eigenen Bücher auch nicht, vielleicht maximal einmal, und das war´s. 

Bei "Panik Manifesto" ist Torben Wendt von DIORAMA wieder mit von der Partie. Wie groß war sein Input? 

Verhältnismäßig gering. Es ist nicht so, dass er maßgeblich an den Songs beteiligt gewesen wäre. Ich war sehr lange krank, mir ging´s nicht gut, da habe ich seine Hilfe in Anspruch genommen am letzten Wochenende, an dem ich an der Platte gearbeitet habe. Er hat mir einige Vocalparts und Orchestrierungen abgenommen. Ich schätze seinen Input sehr, mental wie verbal, weil er einfach ein sehr großes Kunstverständnis hat, sehr viel musikalisches Wissen. Außerdem ist er ein sehr konstruktiver Kritiker. Er sagt nicht: "Das finde ich scheiße", das kann ich auf den Tod nicht ab, sondern sagt: "Das und das finde ich nicht gut, lass es uns mal so probieren...". Ich finde es gut, wenn man Alternativen aufzeigt. Und genau das machen die meisten Musiker nicht. Dabei ist das so fruchtlos. Das brauch´ ich mir gar nicht anhören, da ich danach so weit wie vorher bin. Torben hingegen besitzt ein unausgeschöpftes Maß an kreativem Output. Er ist außerdem noch frisch, ich sag mal ´Frischfleisch´ (lacht), während ich mittlerweile schon die zehnte Platte gemacht habe, wenn man die Maxis mit einrechnet. Er kann noch sehr viel schreiben, und ich bin gespannt, was er mit DIORAMA noch so zum Besten gibt. 

Wie ist das mit den anderen Musikern? Wie sehr lässt Du zu, dass sie ihren eigenen Input bringen? 

Das ist total unterschiedlich. Es gibt da kein Arbeitskonzept. Ich schreibe die musikalischen Ansätze grundsätzlich alleine, die Songbasis, das hat auch mit dem Inhalt der meisten Songs zu tun, der Privatsphäre, der Intimität...In manchen Situationen würde man sich da fühlen, als würde man vor den anderen strippen. Gerade wenn man noch an den Texten rumfeilt, ist es ganz gut, wenn man diese Inhalte erst mal für sich alleine rausarbeitet und dann erst preisgibt. Ich bin gefragt worden, ob es schwierig sei, solche privaten Themen zu veröffentlichen, ob es eine Zeile geben würde, die ich heute nicht mehr veröffentlichen würde. Ja, die gibt es, ein Vierzeiler auf dem letzten Album, wo ich sag´: "Das ist hart an der Grenze". Na, und wenn heute noch vier Zeilen drin sind, die zu privat sind, kann man sich vorstellen, wie persönlich der Text in seiner Urform war...Das war dann auch definitiv zu persönlich für all meine Mitmusiker, die auch meine Freunde sind. Der Moment, an dem sie mit reinkommen, ist dann bei der Ausarbeitung der Songs gekommen. Sie sorgen quasi für die akustische Verpackung. 

Es war mal kurze Zeit unsicher gewesen, ob "Freak Perfume" pünktlich erscheinen kann... 

Ich hatte mit den letzten zwei Platten relativ viele Probleme, gerade im technischen Sinne. Ich war in meinem Leben noch nie so verzweifelt. Ich hasse nichts mehr, als wenn ich vor einer Situation stehe, die ich nicht bewältigen kann, so dass ich hilflos Aussagen und Urteilen von anderen Leuten ausgeliefert bin. Wäre ich dem Rat des ersten Fachmanns gefolgt, hätte ich 3500 Euro gezahlt und nichts dafür bekommen. Ich hab´ zum Glück weitere Fachleute aufgesucht, rumtelefoniert und mich mit Freunden, die im Computerbereich tätig sind, beraten, um rauszufinden, dass ich von einem Fachhändler komplett verarscht worden war. Das endete damit, dass ich vor einem Studio ohne funktionierenden Computer stand. Eigentlich war alles da drauf, ich hatte auch Back-ups gemacht, aber nicht von allem, nicht von jeder Kleinigkeit. Gerade von Sachen, die noch nicht fertig waren, hatte ich kein Back-up. Die Situation war für mich als bisherigen Mac-User ungewohnt. Da hatte ich das erste Mal in meinem Leben einen PC und hab´ das bitterlich bereut. Ich hab´ da quasi direkt die Quittung bekommen. Mit PCs arbeitet man einfach nicht, damit bearbeitet man höchstens noch ein paar Kleinigkeiten. Der Mac hätte den Virus ausgelacht, der PC hat mal eben seinen Boot-Sektor zerschossen und alle Daten, alle Ordner gelöscht. Die ganzen Verknüpfungen, alles weg! Ich hab´ dann letztlich eine Datenrekonstruktionsfirma meines Vertrauens gefunden (lacht bitter), die dann für das gleiche Geld nochmal die Daten zurückholte, so dass ich nur noch ein paar Reparaturen und kleinere Rekonstruktionen vornehmen musste. Im Grunde genommen war das Album dann in zwei Wochen wiederhergestellt - mit meinen Tag- und Nachtschichten. 

Nun handelt es sich ja bei "Panik Manifesto" trotz 40 Minuten Spielzeit offiziell um eine EP, die nur kurz nach dem Release von "Freak Perfume" erschienen ist. Wie eng sind die Alben miteinander verknüpft? Ist auf der EP Material aus den Songwritingsessions zu "Freak Perfume" zu hören? 





Die EP-Tracks sind in der Endphase von "Freak Perfume" und kurz danach entstanden. Nach Beendigung der Platte hatte ich eigentlich das Gefühl, erstmal alles gesagt zu haben und nichts mehr in mir drin zu haben. Das ist so, als ob man erstmal seinen Gefühls- und Emotionsfundus wieder auffrischen müsste, um wieder an neuem Material arbeiten zu können. Naja, aber nach einer Woche fand ich mich schon wieder in meinem Studio wieder, obwohl ich mir geschworen hatte, drei Monate lang keinen Fuß da reinzusetzen, nachdem ich dort zuvor monatelang Tag und Nacht gearbeitet hatte. Als ich nun nach einer Woche Pause wieder unten saß, merkte ich, dass die Spannung und der Druck weg waren, dass ich frei und unbelastet arbeiten konnte. Gerade durch die Tatsache, dass ich ohne Ziel gearbeitet habe, ohne Zwang, etwas machen zu müssen, stellte ich sehr schnell fest, dass sich da ganz frisches, fantastisches Material ergab, das sich emotional natürlich noch unheimlich an "Freak Perfume" anlehnte, aber zugleich eine Fortführung war. Ich würde es als Spiegelung oder Echo beschreiben, ein emotionales Echo vor allem. Das erklärt auch, warum "Panik Manifesto" so unterschiedlich ist von der Stimmung her, von ganz ruhigen, balladesken Sachen bis hin zu Heftigem und Experimentellem - eine Bandbreite, die ich sonst nur über eine ganze Albumlänge strecken könnte. 

Wieso hast Du aus dem Material nicht gleich ein ganzes Album gemacht, von der Länge her kommt es ja schon beinahe hin? 

Klar, andere hätten das Teil als Album rausgebracht. Meine Labelleute haben auch gesagt, sie würden gerne was zur Tour rausbringen, eine Maxi vielleicht, aber da war ich dagegen, zwei Maxis sind genug. Das wäre ja schon fast Britney Spears-mäßig, das brauchen wir nicht. Zwei Maxis, das kann spannend sein, neues Material draufzupacken, nachdem man von uns zwei Jahre lang nichts gehört hatte. Eine weitere Maxi hätte aber den Charakter eines Aufgusses gehabt. Also meinte ich, dass ich - wenn schon - gerne die Songs, an denen ich gerade arbeite und die auch sehr vielversprechend klangen, in ein Album-mäßiges Gerät verpacken würde, das dann auch optisch schön sein wird. Es sollte etwas sein, wo ich sagen kann, dass es lohnenswert ist für Fan wie auch für einen Neuling. Also keine Remixe, keine Neuinterpretationen - 100% neues, echtes Material. Es sollte auch nichts sein, wo man das Gefühl haben könnte, es sei einfach so aus dem Ärmel geschüttelt, sondern mit Liebe gemacht und schön produziert. Und das ist es, ich finde, es ist ein sehr eigenständiges Mini-Album. 

Die Unterschiede und Zusammenhänge deutet das Coverartwork an mit dem Puppengesicht, auf "Freak Perfume" das weiße, auf "Panik Manifesto" das verbrannte... 

Ja, total verkokelt. Es war sehr spannend, Silke, die Fotografin, dabei zu beobachten, wie sie mit der brennenden Puppe da rumrannte, ihr den Arm abbrach und so...Würde ich die Band heute gründen, wäre Silke Bestandteil der Band, zwar nicht auf der Bühne und im Studio, aber weil sie in diesem kreativen Dunstkreis so wichtig ist, so sehr teil hat an unserer Arbeit. Für´s letzte Album hat sie 30 oder 40 Covers entworfen! Sie war da kurz vor der Verzweiflung mit mir (lacht): Sie hatte an einem Entwurf fünf, sechs Stunden gearbeitet, und ich brauche nur einen Blick drauf zu werfen, um zu wissen: "Das ist es! Daran müssen wir arbeiten." oder "Das ist es nicht." Im ersteren Falle kam von ihr dann immer nur: "Noch mehr???" Sie ist super, sie ist fantastisch, sie hat ein unglaubliches Talent. Jedes Artwork, das sie entwirft, könnte problemlos ein Cover sein, es kommt mir nur eben auf die Bindung zwischen Cover und meinen Arbeiten an. 

Die Optik scheint Dir allgemein sehr wichtig geworden zu sein, auch auf der Bühne...das erste Mal sah ich euch zu "Psychoma?"-Zeiten auf der Waldbühne in Leipzig, wo ihr in gewöhnliche Klamotten gekleidet ins Tageslicht blinzeln musstet...

Ja, ich erinnere mich, aber der Auftritt war trotzdem schön. 

Mittlerweile aber kommen Bühnengewänder, Make-up, Lichtshow und Kulissen zum Einsatz. 

Ich finde eine Stageshow unglaublich spannend. Unser Lichttechniker ist auch schon seit zehn Jahren dabei, mein Tonmischer sogar seit ´91. Unser ehemaliger zweiter Gitarrist, der bei besagtem WGT noch auf der Bühne stand, ist nach wie vor im Hintergrund beschäftigt. Es ist also eine Art familiäre Inzucht, was wir da betreiben (lacht). Bei der Lichtshow zu dieser Tour hab´ ich erst das fertige Resultat gesehen, da ich mich eh nicht genau auskenne, was es da alles gibt. Da hab´ ich lieber die Leute rangelassen, die sich damit auskennen. Ich bin unglaublich froh, so eine Crew zu haben. 

Krass ist jedenfalls die Gestaltung der Mini-CD, in der Du in der Pathologie aufgebahrt abgelichtet bist. Wie kam es zu dieser Idee? 

Kann ich Dir ehrlich gesagt gar nicht mehr verraten, ich hab´ manchmal meine Momente, wo ich über Fotos nachdenke, wie man sie machen kann, damit sie interessant sind, vielleicht auch ein bißchen provokativ, aber trotzdem nicht respektlos. Und so bin ich auf das Leichenthema gekommen. Das hatte ich mir schon ewig vorgenommen, und nun dachte ich: "Mach´s einfach." Zuerst wollte ich mich als Wasserleiche schminken lassen und mich dann in so ein sumpfartiges Gewässer legen, aber das war mir dann doch zu kalt (lacht). Das erste Drauflegen auf den Pathologietisch war aber auch ganz schön unangenehm, das muss ich gestehen. Der Großmeister, der dort seziert, klopfte mir noch auf die Schulter und meinte: "Mach Dir mal keine Sorgen, mein Junge, ich hab´ alles vorher extra noch mal desinfiziert." Da wurde einem erst mal bewusst, dass dort auf dem Tisch kurz zuvor noch etliche Liter Blut geflossen sind. Da verlässt einen erstmal kurzfristig der Mut, da hat man dann erstmal alle Fenster aufgemacht, ein bißchen Sauerstoff reingelassen (lacht). Ich erzähle das auch deshalb, damit man nicht denkt, dass ich mich da wie der letzte respektlose Leichenbelustiger mich da draufgelegt habe. Das hatte vielmehr damit zu tun, dass ich eine ganz extreme Schattenseite darstellen wollte in einem ganz extremen Ambiente. Ich finde, dass das auf den Bildern unglaublich gut rauskommt. Und wer meint, dass das pietätlos sei und so weiter, der leiht sich sicher nieee "Schweigen der Lämmer" oder so aus, und schaut nieee Thriller an, wo ja quasi immer mindestens eine Szene in der Pathologie spielt. Schauspielern nimmt man Visualität nicht übel, Musikern hingegen ganz schnell.

In der Reihe optischer Gestaltungsmöglichkeiten fehlt da eigentlich nur noch ein Video... 

Gerade bei den letzten drei Alben gab es Überlegungen in dieser Richtung. Aber ich bin mir über den Sinn und Nutzen eines Videos nicht so ganz klar. Es schluckt halt in erster Linie unglaublich viel Geld. 25.000 bis 30.000 Mark bis Du bei so einem Videoclip ruckzuck los. Und die investiere ich lieber in andere Sachen wie Poster, Flyer, Verpackung, Sondereditionen. Was mich eher interessieren würde, wäre, mit einem anderen kreativen Kopf zusammen Film und Ton gemeinsam zu machen, eine kleine Geschichte erzählen in einem Kurzfilm. Das könnte man dann auch auf einer kleinen DVD mit Booklet oder anderen Sachen rausbringen. So was könnte ich mir gut mal vorstellen. Das hätte dann wieder was Handfestes. Da müsste man nicht betteln, damit ein Sender bitte, bitte, bitte das Video spielt. Dieses Anbiedern bei VIVA und Co. finde ich furchtbar. 





Wäre eh sicher extrem schick, ein DIARY OF DREAMS-Video vor gelb-blauem Hintergrund, hehe... 

Na, ich würde oben und unten die schwarzen Balken hinmachen, so wie bei den CD-Artworks. Dann könnten die oben ihr Logo drinhaben, stört mich dann nicht mehr (lacht). Aber bei Gestalten wie mir ist das den Sendern schon wieder zu außergewöhnlich und keiner will´s senden, da müsste erst wieder BMG oder EMI draufstehen, damit dann auch die Fernsehsender drauf kommen, dass sie das ja eigentlich mal senden könnten. Ich habe, was diese Versklavung angeht, so meine eigenen Theorien. Man kann sich dem hingeben, es kann auch für eine Band hilfreich sein. Vielleicht ist es das für mich in zehn Jahren? Jetzt wäre es jedenfalls pure Störung, eine Spaßbremse. Und so was brauche ich nicht, vierzig Mann in der Buchhaltung und Sachbearbeiter, die nicht wissen, wer Du bist. 

Ist da Deine Situation, mit Accession Records Dein eigenes Label zu haben, vorteilhafter? 

Na, zunächst einmal kann ich mir auf diese Weise sicher sein, dass mir niemand in die Suppe scheißt. Ich kann machen, was ich will. 

Macht das aber nicht auch viel mehr Arbeit? 

Sicher. Ich sitze ja eigentlich schon lange genug im Studio. Aber es ist das, was mir Spaß macht, mit meinem Musikgeschmack zu arbeiten. Wir haben einige Bands unter Vertrag, es werden weitere dazukommen. 

Bei Adrian Hates handelt es sich ja, soweit ich weiß, um ein Pseudonym. Benutzt Du es, um die Kunstfigur Adrian Hates von Deinem Privatleben zu trennen? 

DIARY OF DREAMS sollte von Anfang an eine künsterlische Einheit bilden, distanziert von meinem Privatleben. Ich wollte nicht meine private Person anonym werden lassen müssen. Damals fiel auch die Entscheidung, komplett auf Englisch zu arbeiten, nicht auf Deutsch, auch wenn letzteres damals ein einfacher Weg war, in der Szene ein Zuhause zu finden. Witzigerweise haben von jenen Bands nur zwei überlebt, die auch entsprechend charismatisch waren. Das hat mich jetzt - gute zehn Jahre später - wieder bekräftigt, dass ich mich für den richtigen Weg entschieden hatte und dass ich das richtig erkannt habe. 





Und inwiefern unterscheidet sich die Kunstfigur Adrian Hates von Dir selbst? 

Durch nichts (lacht). Ausgehend von der Basis der Realität, auf Grund dessen, was ich erlebt und gelebt habe, ist die Kunstfigur aufgeblasen, überspitzt. Was einen interessiert an sich, das hebt man hervor. Vieles ist autobiografisch, aber gerade deshalb muss man auch aufpassen, dass man sich etwas bewahrt. Ich trete sehr oft aus mir heraus in meinen Texten und beschreibe mich selbst von außen als zweites Ich. Die Texte sind experimenteller geworden, und zugleich etwas klarer in der Sprache, weniger metaphorisch, aber verwirrender. Ins Deutsche übersetzt würden sie wohl kaum Sinn ergeben (lacht). Es gibt auch viele Engländer und Amerikaner, die über die Texte rätseln. Man muss sehr auf kleine Details und Nuancen achten, auf Satzzeichen. Auch wenn man bei Groß- und Kleinschreibung denkt, dass da kein Konzept dahinter steckt, ist man gnadenlos aufgeschmissen. Es macht mir extrem Spaß, uneindeutig zu sein. Ich lese bestimmt zwei Wochen Korrektur. Jeder Buchstabe, jede Klammer wird überprüft. "Psychoma?" war in der Hinsicht damals ein Mörderstaatsakt. 

Verraten willst Du das Konzept hinter der willkürlich wirkenden Groß- und Kleinschreibung vermutlich nicht, oder? 

Nein. Es ist auf alle Fälle kein numerisches System oder so, es ist sprachlich. 

Um beim Thema Sprache zu bleiben: Mittlerweile gibt es ja, anders als zu Beginn, auch deutsche Texte bzw. Textpassagen bei DIARY OF DREAMS... 

Spielen mit Sprachen und ihren Traditionen ist ein interessantes Stilmittel, gerade bei "Painkiller" auf dem neuen Album finde ich das sehr witzig. Im Refrain wechsel´ ich plötzlich ins Deutsche, und Du denkst erstmal: "Was ist jetzt los?", und dann überlegst Du: "War das ganze Stück jetzt auf Deutsch? Oder Englisch?" Man merkt es am Verhalten der Leute, dass sie erst sehr spät merken, dass der Refrain auf Deutsch ist. 

Würdest Du Deine Texte gerade auch im Bezug auf euren Bandnamen ein Stück weit als Tagebuch beurteilen? 

Ja, klar. Ich hab´ früher Tagebuch geschrieben. Ich hab´ aber leider nie den Ehrgeiz und die Kontinuität gehabt, das so durchzuziehen. Ich habe die Disziplin nicht, mit einer derartigen Regelmäßigkeit zu arbeiten. Mein Leben ist da einfach zu turbulent dazu. So ist mein Tagebuch nun ein musikalisches und textliches. Ich schreibe über´s Jahr hinweg ständig etwas auf. Nach einem Monat, einem halben Jahr oder einem ganzen Jahr setze ich mich dann mit all den angesammelten Zetteln hin und arbeite sie Stück für Stück ab. Damit gehe ich dann ins Studio.Das ist ein System, das sich für mich sehr bewährt hat und einem Tagebuch am nähesten kommt. Mit den Worten verbinde ich sofort was. Und wenn ich das in Texten kombiniere, ergibt sich ein Zusammenhalt, der einer Epoche gleichkommt, einer Zeit. 

In einem Interview war zu lesen, das Blatt würde Dir eine Therapie ersetzen... 

Ja, wobei das vor zehn Jahren einen anderen Beigeschmack als heute gehabt hat. Es gibt gewisse Sachen, die man keinem erzählen möchte. Rauswerfen aus einem selbst will man sie aber, und da kann es ganz hilfreich sein, anonyme, unbeteiligte Personen in Anspruch zu nehmen. Denen sind die Lebensumstände, die Lebensbedingungen nicht bekannt, wodurch ihr Urteilsvermögen davon nicht beeinflusst wird. Das Zitat ist aber nicht so gemeint, dass man, wenn man psychologische Probleme hat, einfach nur Stift und Zettel zur Hand nehmen soll, und dann wird das schon wieder, absolut nicht! 

Harmonie hast Du in einem anderen Interview als Ziel Deines Lebens angegeben. Wie weit versuchst Du das in der Musik umzusetzen? 

Mit Harmonie meine ich den Einklang aller Sinne, aller Emotionen und das Gleichgewicht des Inneren. Ich will das nicht als allgemeingültige Philosophie hinstellen, aber in meinen Augen wird man mit Harmonie geboren. Als Kind hat man sie noch, aber sobald man sich dem sozialen Krieg und diesem gesellschaftlichen System anpasst, verliert man sie Stück für Stück. Das merkt man an einem gewissen Punkt und versucht diese Unschuld wiederzubekommen. Wobei das ein Punkt ist, der nur sehr schwer zu erlangen ist, eigentlich ist es unmöglich, ihn zu erreichen. Ich glaube, dass das auch der Ursprung von Religion ist. Orientierungslosigkeit, der Mangel an innerer Motivation; um das zu beheben, brauchen Menschen oft externe Hilfe, was die Religion ausgenützt hat. Für viele Menschen mag es heute, wo wir einen ganz anderen menschlichen Status haben, funktionieren, dieses innere Gleichgewicht zu erlangen, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann. Aber ich will nicht behaupten, dass Religion nicht manchen Menschen diese innere Ausgeglichenheit geben kann. Wenn ich mir Tibet zum Beispiel angucke...Das wäre die Religion, die mir an nähesten wäre, die ich noch am ehesten nachvollziehen könnte, weil sie etwas Gleichberechtigtes hat. Unsere Religion ist einfach zu blutig. Harmonie ist außerdem eine Sache des Individuums, nicht der Masse. Da ist schon der grundsätzliche Konzeptfehler von Religion, dass sie auf Masse ausgerichtet ist und nicht auf´s Individuum. Wir werden sehen, ob ich mein Ziel erreiche. Ich hab´ da so meine Zweifel... 

Ihr habt schon in Ländern wie Südafrika, Libanon und den USA gespielt, allesamt nun nicht gerade bekannt für ihre dunkle Musikszene. Wie erklärst Du Dir, dass ihr auch dort gut ankommt und live dort spielen könnt? 

Ich habe keinen blassen Schimmer! Wir sind eine Band gewesen, die von ganz, ganz frühen Tagen an unheimlich viel Feedback aus dem Ausland bekommen haben. Vielleicht haben wir einfach einen Punkt getroffen, der viele Menschen dort angesprochen hat. Griechenland war schon ganz früh dabei, in Italien haben wir ja auch ganz früh gespielt. England ebenso. Es war einfach schon immer so. Wir waren die allererste Band aus diesem Sektor, die jemals in Südafrika gespielt hat. Das ist erstaunlich, ich kann´s Dir nicht erklären. Klar, ich habe mich immer viel um Export gekümmert. Selbst die kleinsten Anfragen aus dem Ausland sind nicht liegengeblieben. Einzelne CDs haben wir ins Ausland verschickt. Interviews haben wir auch mit den kleinsten Fanzines gemacht, wo die meisten Bands sagen: "Wir haben nicht so viel Zeit zum Rumkaspern". Ist verständlich, dass gegenüber Orkus, Sonic Seducer, Zillo, Gothic und Astan ein zehnseitiges fotokopiertes Heftchen schlechte Karten hat. Aber in einem anderen Land hat so ein zehnseitiges fotokopiertes Blatt dafür eine Riesenbedeutung, weil es überhaupt nichts anderes gibt. Man muss sich das vor Augen halten, ein bißchen auch das jeweilige Land verstehen, die Mentalität dort verstehen, sich in die Leute vor Ort versuchen reinzuversetzen, wie die arbeiten. Wir haben uns gesagt, dass wir das so machen möchten, weil wir auch Spaß dran haben und weil ich es für eine unglaubliche Ehre halte, für meine Musik durch die Welt zu reisen. Mit Geldgier hat das nichts zu tun, ich habe, glaube ich, noch nie bei einem Auslandsgig so viel verdient, dass ich mit einer Mark in der Tasche nach Hause gekommen wäre. Aber das ist mir egal, dafür habe ich dort ein paar Tage Urlaub gemacht mit Fans und Veranstaltern, die ich dort kennengelernt habe, und mir das Land angeschaut. Was gibt es Schöneres? Traumhaft! Wir wurden inzwischen mehrfach von Labels angesprochen, ob wir unsere Exportkartei verkaufen würden. Aber keine Chance! Die habe ich mir zwölf Jahre lang erarbeitet, das ist mein Geschäftsgeheimnis (lacht). 





Wie weit unterscheiden sich die Fans in so exotischen Ländern von den deutschen?

Hungrig sind sie, unglaublich hungrig. Euphorisch, dankbar bis in jedes Knochenstückchen ihres Körpers. Wahnsinn. Das kann man sich nicht vorstellen. Zweimal tausend Leute in Südafrika hintereinander, die tobten alle. Ich habe da keinen nicht bewegten Knochen gesehen an dem Tag. 

Live habt ihr seit einiger Zeit modernisierte Fassungen älterer Songs im Programm. Würdest Du die gerne mal als CD rausbringen? 

Schon, aber ich glaube, dass alte Fans mir das übelnehmen würden. Sie würden denken, dass ich zu dem alten Material nicht mehr stehe. Das wäre strategisch unklug, und man würde mir wahrscheinlich auch nachsagen, dass es Geldmacherei ist, und das Argument will ich nicht hören, weil es Quatsch ist. Wir haben jetzt für diese Tour "At the Border of My Nation" von der "Cholymelan" und "Victimized" noch mal überarbeitet. 

Hast Du schon was für die Zeit nach der Tour geplant? 

(wie aus der Pistole geschossen) Schlafen! 

Wann wird Dich Dein Studio wiedersehen? 

Sehr schnell, ich habe ein Soloprojekt in Planung, wo ich allerdings nicht in den Vordergrund trete und eventuell nicht mal mein Name auftaucht. Ich will einfach mal was ganz Anderes machen, ganz ruhig, ganz melancholisch. Das klingt jetzt nicht großartig anders, aber die Art und Weise, wie ich es verpacken werde, ist anders. Ich singe da auch nicht. Es werden Frauen singen. Naja, wahrscheinlich werde ich es doch ein wenig mit meinem Namen präsentieren, weil ich sehr stolz bin auf das, was ich da schaffen werde. Das wird irgendwann im kommenden Jahr rauskommen.


DIARY OF DREAMS im vampster-Archiv

Es wurden 10 Artikel zu DIARY OF DREAMS im vampster-Archiv gefunden. 
Artikelübersicht anzeigen: 

CD-Review
DIARY OF DREAMS: Nekrolog 43 (28.11.2007)
DIARY OF DREAMS: Menschfeind (26.02.2005)
DIARY OF DREAMS: Nigredo (27.12.2004)
DIARY OF DREAMS: Giftraum (07.09.2004)
DIARY OF DREAMS: Panik Manifesto (01.12.2002)
DIARY OF DREAMS: O´ Brother Sleep (28.11.2001)


Live
DIARY OF DREAMS, DIORAMA - Stuttgart, Röhre, 19.11.2002 (19.02.2003)
DIARY OF DREAMS, ASSEMBLAGE 23, CUT.RATE.BOX - 29.11.2001, Tübingen, Zentrum Zoo(12.12.2001)


News
DIARY OF DREAMS: ´The Wedding´ - erster Videoclip der Band online (19.02.2009)
DIARY OF DREAMS:´neues Album ´(if)´ (05.02.2009)

Sonntag, 1. April 2012

Diary Of Dreams
Пора цветения


Пора цветения... Это всегда красиво. Это всегда романтично. И это всегда немножко грустно, ибо всякому цветению, всякому празднику жизни рано или поздно приходит конец. Но эти красочные мгновения имеют свойство подпитывать человека и оставлять неизгладимый след в его душе, после чего человек пребывает в ожидании нового возрождения. А талант отдельных музыкантов способен проецировать эти яркие мгновения на музыку, и если это происходит, то мы, как правило, имеем дело с настоящим искусством. Так уж повелось, что тема смерти и последующего возрождения всегда словно магнит притягивала к себе чувствительную готическую публику, и, может быть, отчасти поэтому именно на "черной" сцене было создано так много красивых и мистических музыкальных произведений...

Около трех лет Adrian Hates играл на басу в легендарной готик-рок-команде GARDEN OF DELIGHT, но в середине 90-х музыкант решил сформировать свой собственный проект, чтобы записывать менее жесткую и более лирическую, даже сентиментальную готическую музыку. Сегодня состав его группы DIARY OF DREAMS таков: Adrian Hates, Olaf Schaening, Alistair Kane и Christian Berghoff. Дебютировали ребята в 1994 году на германском лейбле Dion Fortune альбомом "Cholymelan", после чего вплоть до 1999 года регулярно выпускали новые работы: "End Of Flowers" (1995), "Bird Without Wings" (1997), "Psychoma?" (1998). От альбома к альбому саунд коллектива претерпевал изменения, но общая эволюционная прямая просматривалась достаточно четко: от неоклассического гитарно-синтезаторного готик-рока к насыщенной красивой электроникой и печальной романтикой darkwave. Весной нынешнего года на новом германском лейбле Accession Records увидел свет новый диск DIARY OF DREAMS "Moments Of Bloom", который является не просто the best off-компиляцией треков с прежних дисков, а весьма интересной и современно звучащей записью, представляющей вниманию слушателей коллаж из 8 совершенно новых версий старых песен и 4 ранее не издававшихся треков. Композиции подобраны так хорошо и так гармонично сочетаются одна с другой, что весь CD звучит как полноценный новый альбом.

Лидер и фронтмен DIARY OF DREAMS Adrian Hates специализируется на торжественных, полных экспрессии мрачноватых гимнах и балладах. Музыка группы звучит эмоционально, убедительно и, что особенно приятно, без присущих многим сегодняшним готик-бандам напыщенности, пафоса и порядком поднадоевшего закоса под SISTERS OF MERCY. Сам Adrian признается в том, что основными источниками его вдохновения являются сны и фантазии. Также важное место в творчестве команды занимает лирика. Тексты песен DIARY OF DREAMS часто можно трактовать двояко, они полны метафор, символизма и скрытого смысла, однако при этом они допускают возможность персональной интерпретации слушателем: "Я не хочу писать простые, прямолинейные тексты с отсутствием загадки. Я хочу создавать нечто доверительное, что могло бы стать для слушателя источником его собственного вдохновения и его собственных новых ощущений и переживаний". Размашистые партии ударных, меланхолично пульсирующий бас и повторяющиеся снова и снова грустные партии пианино, редкие вкрапления одинокой акустической гитары, волшебные звуки арфы и совершенно потрясающее и комплексное для готической сцены электронное содержание со вкусом собраны в один музыкальный букет, благоухающий мягкими и ненавязчивыми, но изысканными и волнующими ароматами. Отдельной похвалы заслуживает экстраординарной красоты вокал Adrian Hates, одинаково хорошо поющего как на английском, так и на немецком языках. Берет за душу его прочувствованное пение, и ничего с этим нельзя поделать. Нечасто бывает такое, чтобы пение готического фронтмена не только несло на себе отпечаток холодного мрака и горя, но и содержало эмоциональный нерв.

Итак, несколько раз внимательно прослушав настоящий диск, мы сделали следующее заключение: перед нами лежит один из самых красивых, стильно оформленных, солидно спродюсированных и захватывающих darkwave-альбомов 1999 года. Кстати, CD "Moment Of Bloom" уже успел побывать на восьмой позиции в германских альтернативных чартах, и это самый большой коммерческий успех DIARY OF DREAMS на сегодняшний день. В настоящий момент группа работает над новым альбомом. Шесть песен оного уже готовы, и поэтому есть все основания ожидать интересного релиза ближайшей осенью.



обсудить статью

© Музыкальная газета :: home page
статьи 



Donnerstag, 22. März 2012

<img src="/downloads/nokia/0/0/1/3/8/8/9/4/00138894/preview.gif"><br><a href="http://www.mobilizio.ru/nokia-theme/-/138894/">Скачать тему</a>

Mittwoch, 21. März 2012

URL: http://allnokia.ru/themegen/temp/294331966/theme_by_allnokia.ru.nth )))

Kapitel 1: Am Anfang war der Ton ...  
 
Vieles wurde schon über Diary of Dreams geschrieben, im Laufe der Jahre unzählige Vermutungen aufgestellt und verbreitet, von anderen aufgegriffen und schließlich als Tatsachen hingenommen. Doch sind sie es auch? Ist Diary of Dreams tatsächlich der zweite Schritt, den Mastermind Adrian Hates in die musikalische Welt gemacht hat? Ist die Band vielleicht doch ein Soloprojekt, die weiteren Bandmitglieder reine Fiktion ihres Schöpfers und dieser gar tatsächlich wahnsinnig? Ein Freak? Ein Irrer? Nun, wir werden sehen, denn mehr als fünfzehn Jahre nach Bandgründung ist es an der Zeit, die wahre, tatsächlich gelebte Geschichte zu erzählen.
Wer hätte etwa gedacht, dass Diary of Dreams ursprünglich als doch eher gitarrenlastigeres Projekt gegründet wurde, ohne die Verwendung der schon seit Veröffentlichung des Debütalbums nicht mehr wegzudenkenden Synthesizer und dass es zunächst auch die klassische Gitarre war, deren Studien sich Adrian Hates widmete? Dass die Musik letztlich doch andere Wege nahm, mag daran liegen, dass Adrian in seiner Kindheit mit den Symphonien von Beethoven (dessen Mondscheinsonate er noch immer zu seinen Lieblingskompositionen zählt), Mozart, Vivaldi und anderen, gleichsam unübertroffenen Komponisten aufgewachsen ist und aufgrund dieser musikalischen Vorliebe seiner Eltern mit zeitgenössischer Musik kaum in Berührung kam. Auch die im Laufe der Jahre immer deutlicher werdende Harmonie in seinen eigenen Kompositionen mag darin begründet liegen, denn welch bessere Lehrer hätte er sich wünschen können als die großen Meister der alten Zeit? Und dennoch war es zunächst die bereits erwähnte klassische Gitarre, die Adrian im zarten Alter von neun Jahren in ihren Bann zog und deren Studium er sich bis in sein 21. Lebensjahr hinein widmen sollte. Nicht verwunderlich also, dass Gitarren auch heute noch eine wichtige Rolle spielen, selbst wenn manch einer sie nicht zu hören vermag.
Erst sechs Jahre nach seinen ersten musikalischen Gehversuchen, inzwischen 15 Jahre alt, sollte Adrian die für ihn so wichtig werdenden Tasteninstrumente entdecken, in einem abgelegenen Ort im Staate New York. „Ich habe da für etwa eineinhalb Jahre in einer Großfamilie gelebt.“, erinnert er sich, „Auf einem mehrere Hektar großen Grundstück. Du musstest wirklich zwanzig Minuten laufen, um zum nächsten Haus zu kommen. Ich denke, da habe ich auch meine große Freude am Alleinsein kennen gelernt. In dem Haus war immer viel los, aber das war ein riesiges Haus mit zwei Etagen und weit auseinander liegenden Flügeln und entlegenen Winkeln, da konntest du dich echt gut verziehen. Und da standen dann ein Flügel und ein Klavier. Ich saß also an diesem Flügel und drückte einfach meine Tasten. Man muss wirklich kein gelernter Pianist sein, um an dem Klang von einzelnen Tönen Freude zu haben - und dieser Flügel hatte wirklich einen unheimlich schönen Klang. Also saß ich ständig davor und habe Melodien von der Gitarre auf das Klavier übertragen. Und da die Kinder in dem Haus alle Klavierunterricht hatten, habe ich mich einfach eingereiht und hatte somit dann plötzlich Klavierunterricht.“
„Auch die Schule dort hat mir sehr geholfen, gerade in Bezug auf Kreativität. Wir hatten eine Stunde am Tag, in der wir frei schreiben mussten. Da hast du dann gesessen und solltest schreiben. Einfach nur schreiben, egal was. Und irgendwie war ich wohl sehr beliebt bei der Lehrerin, weil ich da sehr frei und andere eher mit großen Vorbehalten geschrieben haben, weil sie wussten, dass die Lehrer das lesen. Ich habe einfach geschrieben. Alles was mich gewurmt hat, habe ich da hineingeschrieben und das stieß scheinbar auf große Achtung. Ja, so hat sich das damals entwickelt. Als ich dann wieder zurück nach Deutschland kam, verspürte ich den Wunsch, meine Gedanken und Gefühle weitergehend umzusetzen, zu verwirklichen und fand mich plötzlich in diesem verrückten Haufen von Musikern wieder.“
Dieser bunte Haufen umfasste seinerzeit, im Jahre 1989, nicht weniger als sechs Musiker und – das ist wohl das Erstaunliche aus heutiger Sicht – keiner davon war Keyboarder. Der Ursprung bestand damals vielmehr aus Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang, und kam Letzterer nicht einmal von Adrian.
Schließlich war er klassisch gelernter Gitarrist und als solcher auch in der Band tätig. Doch schon in diesem frühen Stadium der Bandgeschichte zeigten sich – obgleich er die Musik auch mit seinem Zutun als absolut anarchistisch bezeichnet – Adrians Hang zum Perfektionismus und Streben nach Eigenkreativität auf hohem Niveau. Keine Coverversionen, nein, ganz eigene Kompositionen mussten es sein, die der Öffentlichkeit von der jungen Formation mit ständig wechselndem Bandnamen präsentiert werden sollten, so dass neben einigen anderen auch sein ganz persönliches Gitarrenstück namens Tagebuch der Träume entstand. „Das habe ich damals nur für die klassische Gitarre, also auch ohne Gesang, ohne alles geschrieben“, so der Mastermind, „und fand den Namen einfach schön. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass der viel mehr hergibt, als nur den Songtitel eines einzigen Stücks. Also wollte ich mehr damit machen, habe ihn ins Englische übersetzt und fand, dass das unheimlich gut klingt und einen wahnsinnig schönen Raum zum Arbeiten gibt. Ich habe mir das dann einfach als Titel gegeben und unter dem Namen erst einmal gearbeitet. Zu der Zeit hatte ich ja auch schon einige andere Stücke geschrieben, die ich dann mit den Jungs spielen wollte, wobei ich betonen möchte, dass nicht allein durch meine Anwesenheit plötzlich Anspruch da war. Ich hatte natürlich den Anspruch, etwas anderes daraus zu machen, aber anfangs klangen wir vermutlich eher wie eine Schulband. Da herrschte wirklich eine ganz schöne Musik-Anarchie. Man muss sich aber auch überlegen: In dem Alter einen Haufen zusammen zu bekommen, der kreativ, technisch gut und von der Reife sehr weit ist und dann noch den gleichen Musikgeschmack hat, ist nahezu unmöglich. Unser Bassist hat eher Led Zeppelin und ähnliches gehört, während unser Schlagzeuger sich mehr auf klassischen Rock konzentriert hat. Wie du dir denken kannst, habe ich die ersten zwei, drei Stücke geschrieben, die ich auch bis heute noch kenne und ... na ja ...“, so Adrian lachend, „plötzlich waren sie alle weg. Es blieb einer übrig, und das war ...“ Alistar Kane, der Mann an Adrians Seite in der Geburtsstunde im Jahre 1989, der wohl vielen unvergessen ist und ihn als Freund und Gitarrist bei seinen nun folgenden ersten Schritten als Diary of Dreams und noch viele Jahre später begleiten sollte...

Doreen Krase